Trauernde Reisende

Es war schon immer so. Fängt man einmal mit dem Reisen an, schließt man schnell neue Freundschaften. Man hängt miteinander rum. Hat Spaß. Und dann?
Spätestens seit den Kindertagen weiß ich, dass ein Urlaub auch wahnsinnig traurig machen kann. Mit neuen Spielkameraden werden die höchsten Sandburgen gebaut, Ball gespielt, Muscheln gesammelt und allerlei Unsinn angestellt.
Und dann? Tränen. Herzschmerz.
Eines Tages muss entweder der neu gewonnene Freund oder man selbst gehen. Damals konnte ich noch die Erwachsenen zur Rechenschaft ziehen, wenn ich den neu gewonnenen Freund nie mehr wieder sah.
Und heute? Heute weiß ich genauso, dass eines Tages einer von beiden zuerst gehen muss. Es ist schwer, weil ich weiß, dass die Dinge nie mehr wieder so sein werden, wie sie waren. Wir werden niemals mehr in gleicher Art und Weise miteinander die Zeit verbringen. Vielleicht nie mehr wieder Zeit miteinander verbringen.
Aber nichts wird schlechter werden, nur anders.
Es wird Leute geben, die das eigene Leben bereichern, die nicht ersetzt werden können. Mit anderen Leuten genießt man eine wundervolle Zeit und trennt sich danach für immer. Einmal bewusst ausgesprochen werden Floskeln, wie „auf Wiedersehen“ und „Lebe wohl“, unheimlich schwere Worte. Es ist ein verdammt merkwürdiges Gefühl, wenn man weiß, dass sich das Leben anderer Leute verändert und andere weiterleben, als wäre niemals etwas passiert.
… trifft man sich jedoch eines Tages wieder und schwelgt in gemeinsamen Erinnerungen, ohne dabei die Gegenwart außer Acht zu lassen, so hat man einen wahren Freund gefunden.